Die Eulachstadt avanciert vom 6. bis 18. August zum Magneten für Musikfans, wenn die 50. Winterthurer Musikfestwochen steigen. Das Programm mit über 100 Veranstaltungen auf sieben Bühnen bietet etwas für jeden Musikgeschmack und mehr – denn neben Konzerten stehen Kunstausstellungen, Tanz- und Theateraufführungen sowie Lesungen auf dem Plan.
In Winterthur dominiert schon bald der Rhythmus der Musikfestwochen, wenn die 50. Ausgabe des Festivals vom 6. bis 18. August die Eulachstadt in Feierstimmung versetzt. Getanzt und mitgewippt wird an drei Orten: an der Steinberggasse, am Kirchplatz sowie am Viehmarkt. Nebst Musik werden an den über 100 Veranstaltungen auch viele weitere Kunstformen wie Theater, Tanz, bildende Kunst und Literatur vertreten sein. Die Hauptkunstrichtung bleibt allerdings die Musik und bietet ein Kaleidoskop aus einheimischen und internationalen KünstlerInnen.
Aktuell, mehrsprachig, ausgelassen
Zu den ersten Interpreten, die am Festival auftreten, gehört Dominik Hartz aus Deutschland. Der Pop-Poet schafft aktuelle Songs mit cleveren Texten und ansteckenden Melodien. In einem kleinen Dorf an der Ostsee aufgewachsen, hat Hartz seine Musikkarriere als Strassenmusiker in Australien gestartet. Nun erklingen seine Texte auf grossen Bühnen des deutschsprachigen Raums, ob an Festivals oder ausverkauften Touren. Am Mittwoch, 6. August, startet Hartz’ Konzert um 20:30 Uhr in der Steinberggasse.
Anschliessend wird die russisch-ukrainische Musikerin Citron Sucré mit französischen Texten und ihrem kontrastreichen Electro-Punk-Sound im Albani begeistern. Mit ihrer kratzigen und doch süssen Stimme, den düsteren und doch verspielten Beats schafft die Punk-Künstlerin einzigartige Songs. Citron Sucré wird die Bühne des Albani um 22 Uhr betreten. Anschliessend lädt das Lokal dazu ein, den Abend ausklingen zu lassen – und das elf Nächte in Folge. Am besagten Abend werden hier die DJs Zunami und Olaf Palmstrønd den Ton angeben.
Wer mehr Pop, Abwechslung und Sommerfeeling wünscht, dem sei der Auftritt der Crucchi Gang am Dienstag, 12. August, um 20:30 Uhr in der Steinberggasse empfohlen. Die italienischsprachige Band übersetzt deutsche Indie-Hits und singt sie in ihrer Herzenssprache. In den Aufnahmen der übersetzten Songs lässt die Band jedoch die jeweiligen Interpreten ihre eigenen Lieder auf Italienisch singen. So singt Jeremias Heimbach, Leadsänger der Band Jeremias, plötzlich «Mi piace» statt «Ich mag’s», aus Von Wegen Lisbeths «Meine Kneipe» wird «Al mio locale» und statt «Goldener Reiter» sing Joachim Witt «Cavaliere d’argento». Diese Idee entstand bei einem Bier nach einem Konzert von Bob Dylan in Berlin und wurde als Bandprojekt vom deutschen Sänger Francesco Wilking umgesetzt. In Winterthur wird die Crucchi Gang mit Steiner & Madlaina, Lina Maly und dem Zürcher Singer-Songwriter Fai Baba ein Konzert mit bekannten und doch neu interpretierten Liedern präsentieren, die zum Tanzen einladen.
Winterthur mal anders
Am Samstag, 9. August, ist von 11:30 bis 17 Uhr die Meinung und Kreativität der Besucherschaft gefragt. Am Workshop in Zusammenarbeit mit dem Think & Do Tank Dezentrum, das Forschung im Bereich Gesellschaft und Digitalisierung betreibt, sollen mögliche Zukunftsszenarien und Ideen für kommende Ausgaben des Festivals gesammelt und entwickelt werden. Wer mitmachen will, kann sich über das Online-Formular anmelden.
Auf eine ganz neue Weise lässt sich Winterthur in Verbindung mit den Musikfestwochen am Musikfestkarussell entdecken. Zu Ehren des Jubiläums lädt das Festival auf einen Spaziergang durch die Altstadt ein. Dabei werden Konzerte an Orten gespielt, die sonst vielleicht gar nicht wahrgenommen oder kaum mit Musik in Verbindung gebracht werden. Mit dieser Karussellfahrt mit akustischer und elektronischer Musik sollen neue Räume in der Studentenstadt geöffnet und entdeckt werden. Der Spaziergang startet ebenfalls am Samstag um 14 Uhr, doch wo genau Interessierte ins Musikfestkarussell einsteigen können, soll demnächst noch bekanntgegeben werden.
Spontan und bewegend
Das Casinotheater stellt am Sonntag, 10. August, um 16:45 Uhr auf der Kirchplatzbühne seinen Theatersport vor. Dabei wird eine Gruppe von ImprovisationskünstlerInnen ihr Können demonstrieren. Mit Witz, Kreativität und blitzschnellen Reaktionen sollen hier abenteuerliche Geschichten entstehen. Das Publikum wird Gelegenheiten haben, sich aktiv am Auftritt zu beteiligen und anschliessend mit Punkten die besten KünstlerInnen zu krönen.
Wer seine Tanzkünste auffrischen und anschliessend am Festival auf die Probe stellen möchte, dem sei der Lindy Hop Crashkurs empfohlen. Um teilzunehmen, können Interessierte am Dienstag, 12. August, um 19:15 Uhr auf dem Kirchplatz erscheinen. Am besten schnappen sie sich dafür eine Tanzpartnerin oder einen Tanzpartner, um nach dem Kurs direkt am Swing-Konzert à la 20er-Jahre von The Sheiks aus Zürich und Luzern weiterzutanzen.
Farbenfroh und wortgewandt
Wer moderne bildende Kunst entdecken möchte, dem sei die Ausstellung Coucoukunst empfohlen. Diese ist Herzenszusammenarbeit des Festivals, des Kulturmagazins Coucou und des Salzhaus Winterthur. Aus zahlreichen Bewerbungen hat die Jury zehn Kunstschaffende aus der Region gewählt, um deren eigens für die Musikfestwochen gestaltete Werke im öffentlichen Raum auszustellen. Nun werden diese während den 12 Tagen im Schlemmereideck zu sehen sein. Dieses Jahr steht das Medium Print im Mittelpunkt, weswegen einige Kunstwerke in Form von A2-Plakaten zu einem erschwinglichen Preis am Infopoint neben der Schlemmerei erworben werden können.

Der Lindy-Hop-Crashkurs ist an den Musikfestwochen inzwischen Tradition. Bild: MFW / Marcel Bihr
Der Verein lauschig setzt sich für die künstlerische Verbindung von Natur und Literatur ein und lädt in den Innenhof des Gewerbemuseums Winterthur sowie der Stadtbibliothek ein, um witzige und berührende Lesungen jeweils ab 18 Uhr zu geniessen. Im Gewerbemuseum wird am Donnerstag, 7. August, die Spitzen-Poetry-Slammerin Mia Ackermann mit cleveren Texten unterhalten, und am Donnerstag, 14. August, wird Michael Stauffer, der am Schweizerischen Literaturinstitut der Hochschule der Künste Bern unterrichtet, bei seiner Lesung berührend zum Nachdenken anregen. Am Montag, 11. August, wird der freischaffende Dramaturg Béla Rothenbühler seine besten Texte auf Luzernerdeutsch in der Stadtbibliothek vorstellen und am Dienstag, 12. August, wird dort Kabarettistin Julia Steiner das Mikrofon ergreifen.
Leckeres für Zwischendurch
Für den grossen und kleinen Hunger ist an den Musikfestwochen gesorgt und jeweils in der Nähe der drei Bühnen stehen Verpflegungsmöglichkeiten bereit. Die Schlemmerei auf dem Kirchplatz bietet Momos von Tenz, Hot-Dogs von Frau Hund, Mezze und mehr von Hasan sowie indische Spezialitäten von Bechandra. Eine bescheidenere Auswahl bietet die Mampferei an der Steinberggasse, während die OnThur-Bar die MusikgeniesserInnen mit Pommes und Getränken versorgt.
Der Eintritt zu den Musikfestwochen ist kostenfrei, ausser am letzten Wochenende vom 15. bis 17. August, für dessen Vorstellungen Tickets über die Webseite des Festivals erworben werden können. Es empfiehlt sich also, vorzeitig an den jeweiligen Locations zu erscheinen und die Kunstschaffenden mit einem Beitrag für die Kollekte zu unterstützen.